Andromeda: Things Change – Die Vorgeschichte

(erschienen in privater Kleinauflage anno September 1996)


Vor vielen Jahrtausenden, in einer endlos grauen Vorzeit, war es still in der Andromeda-Galaxis. Es gab keine Völker, die die Raumfahrt entwickelt hatten. Niemand zog zwischen den Sternen umher, um die Galaxis zu erforschen. Niemand wußte davon, daß es noch andere Planeten gab, auf denen sich andere Rassen um Fortschritt bemühten. Niemand erahnte die ungeheuren Wagnisse, die Wunder, die Abenteuer. Die wenigen Rassen, die existierten, hatten gerade das Leben in Höhlen erlernt, in seltenen Fällen bauten sie bereits Hütten, sogar Häuser. Sie führten ihre Kriege, stritten um die tägliche Nahrung und behaupteten sich ihrer Existenz. Aber es war still um sie herum. Sie wußten nichts um die anderen; sie beteten eigene Götter an und erschlossen sich erste primitive Techniken. Auf sich allein gestellt entwickelten sie sich weiter. Irgendwann würden sie die Raumfahrt erreichen - doch bis dahin war es noch ein sehr weiter Weg.


Es gab jedoch eine Ausnahme. Schon in dieser frühen Zeit hatte sich ein Volk entwickelt und zu den Sternen aufgeschwungen. Der Samen des Lebens war einige Millionen Jahre früher auf ihrem Planeten angekommen. Sie hatten mehr Zeit als die anderen gehabt, und ihre Geschichte ist noch heute legendär. Es ist eine mächtige Rasse, sie war es immer und wird es noch eine sehr lange Zeit bleiben. Sich selbst nennen sie Da Havoc. Ihres Zeichens sind sie die erste der vier ältesten Rassen der Andromeda-Galaxis.

Durch ihren starken Forscher- und Expansionswillen fanden sie schnell ein Ziel in der Kolonisierung von Planeten. Das Imperium der Da Havoc dehnte sich von Jahr zu Jahr weiter aus. Noch gab es keine Grenzen, an die das entstehende Reich der Da Havoc stoßen konnte, ausgenommen die Grenzen der Galaxis selbst, und so stießen sie ungehindert immer weiter vor, sammelten Stern um Stern, Planet um Planet - bis sie auf die Caman stießen. Diese Rasse war weiter entwickelt als die primitiven anderen, die sie vorher schon entdeckt hatten - immerhin hatten nicht die Da Havoc die Caman, sondern die Caman die Da Havoc entdeckt. Mitten im interstellaren Raum trafen zwei Flotten aufeinander. Auf der einen Seite eine Streitmacht der Da Havoc, die sich stets in größeren Gruppen bewegten, auf der anderen eine kleine, mobile Flotte der Caman, die sich auf einem Erkundungsflug befand. Teilweise aus Verblüffung, teilweise aus Prinzip gab ein Da-Havoc-Schiff einen Warnschuß ab. Schließlich gestatteten sie es nicht, daß jemand in ihr Gebiet eindrang und sich eventuell noch Planeten aneignen wollte. Sie kannten die Caman noch nicht. Bei einem neuen Gegner konnte schließlich alles passieren. Woher sollten sie auch wissen, daß die Caman ein Volk von hoher Achtung anderen Rassen gegenüber waren, die es nie gewagt hätten, wissentlich Gebiete zu verletzen? Zu einem engeren Kontakt kam es nicht, denn die Caman-Flotte drehte sofort ab und zog die Schilde hoch. Für die Da Havoc eine Tat aus purer Feigheit. Eine Herausforderung. Sie begannen, im Verbund zu feuern und schafften es, einige Caman-Kreuzer zu beschädigen. Die Caman zogen nun endgültig ab und sandten die Nachricht an den Camanthrischen Senat, daß sie auf eine neue Rasse gestoßen seien und unprovoziert angegriffen wurden. Die Empfehlung der Kommandanten lautete auf zukünftige Kontaktvermeidung.


Der Senat war allerdings anderer Meinung. Nach mehrtägigen Verhandlungen entschlossen sie sich zu einem für die Caman ungewöhnlichen Schritt: Ein großer Teil der Flotte sollte ausrücken und sich den Da Havoc stellen. Der Befehl lautete auf Abwarten und die Da Havoc handeln lassen - sobald jedoch eindeutig kriegerische Handlungen beobachtet würden, sollte die Flotte mit all ihrer Macht zurückschlagen.

Für die Da Havoc schien es, als die Flotte auftauchte, als ob die kleine Gruppe Verstärkung geholt hätte und nun einen Krieg vom Zaun brechen wollte. Sie sahen sich mit 40 Caman-Schiffen konfrontiert, die in der Nähe einer Da-Havoc-Kolonie Stellung bezogen hatten und warteten - eine bedrohliche Mauer der Macht und des Schweigens. Aus der Sicht der Da Havoc war das eine deutliche Kriegserklärung, und es dauerte nicht lange, da stießen beide Seiten in einer Schlacht zusammen. Die erste Schlacht ergab die nächste, alle Ressourcen der Caman und Da Havoc wurden beansprucht - alle Schiffe wurden in die Schlachten geschickt, fieberhaft wurde an neuen Schiffen und besseren Waffen gearbeitet, die Strukturen ausgebaut und die Fronten abgesteckt. Der Krieg der beiden ältesten Völker dauerte Jahrhunderte. Woher die Caman ständig neue Schiffe bekamen, ist ein Geheimnis, auch heute noch. Die Da Havoc hatten von vornherein die weitaus größere Flotte - jedoch schien es durch den geheimen Nachschub der Caman ein Gleichgewicht zu geben. Der Krieg wollte zu keinem Ende kommen.

Vermutet wird, daß die Zaccar den Caman insgeheim halfen. Die Zaccar waren ursprünglich eine Rasse der Suchenden, Wanderer im All, denn Zaccar bedeutet „Suchende“. Sie stammten aus einem anderen Spiralarm und waren auf einem ihrer Flüge auf die beiden Kriegsparteien gestoßen. Da ein Zaccar-Schiff von den Da Havoc beschädigt wurde und die Caman der neuentdeckten Rasse halfen und sie schließlich eine freundschaftliche Beziehung aufbauten, wäre es tatsächlich denkbar, daß die Zaccar die geheimen Helfer waren. Allerdings besaßen sie kaum Waffen. Es wird wohl noch länger ein Geheimnis bleiben...


Es war das Jahr 24.922 S.C.L. Die Schlachten hatten sich in den letzten Jahren für die Da Havoc immer positiver entwickelt. Siege ergaben Siege, und das eroberte Reich der Da Havoc vergrößerte sich Jahr für Jahr. Die Caman wurden immer weiter zurückgeschlagen. Aber der härteste Schlag gegen die Caman sollte noch kommen...

Da die Streitmacht der Caman nur noch auf ein kümmerliches Mindestmaß zusammengeschrumpft war und sie keine wirklich ernstzunehmende Gefahr mehr waren, wagten die Da Havoc den Schritt und kratzten jeden Rest ihrer Schlachtschiffe zu einer Flotte zusammen, die direkt den Heimatplaneten der Caman, Camanthra, angreifen und zerstören sollte. Diese Flotte schlug mit all ihrer furchtbaren Macht zu, erbarmungslos und unbesiegbar. Vom Boden aus konnte man die großen Schiffe im Orbit noch erkennen, wie sie schossen und schossen und nicht mehr aufhörten, das Schicksal der Caman zu besiegeln. Camanthra ächzte unter dem intensiven Beschuß. Das wunderschöne Grünblau des Planeten war zu einem trostlosen Rostbraun geworden. Die Caman wußten, daß es ihr Ende war, und sie hofften auf ein Wunder.


Und dieses Wunder sollte kommen.


Die Zaccar hatten in der Zwischenzeit viel Zeit gehabt, von den Caman zu lernen und ihre Waffen nachzubauen. Sie hatten eine große Flotte bereitgestellt und sie mit den besten Waffensystemen bestückt. Starke Schilde, gute Antriebssysteme - sie waren den angekratzten Schiffen der Da Havoc um vieles überlegen. Die Zeit war gekommen. Die Zaccar ergriffen Partei.

Die Verblüffung der Da Havoc war groß, als sie sich dieser gewaltigen Armada gegenübersah. Erste Schiff-zu-Schiff-Kämpfe zeigten, daß sie nur wenig gegen diese neuen Schiffe ausrichten konnten. Selbst Volltreffer brachten nur kleine Kratzer - jedoch umgekehrt genügten nur Streifschüsse, um die Da-Havoc-Raumer ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Hals über Kopf flüchteten sie nun, ließen das brennende Camanthra zurück, merkten jedoch bald, daß sich der neue Gegner nicht abschütteln ließ. Manchmal erlaubte sich ein Zaccar-Schiff den Spaß und überholte einen Da Havoc, kam in einiger Entfernung vor ihm zum Stehen und brachte ihn mit einem gezielten Schuß zur Implosion. Jetzt waren die Da Havoc die Ausgelieferten. Sie waren komplett der Gnade der überlegenen neuartigen Raumer überlassen, niemand konnte ihnen mehr helfen. Fieberhaft setzten sie Hilferufe in Richtung ihres Heimatplaneten ab - doch wer sollte zu Hilfe eilen? Der letzte Rest der so glorreichen Da-Havoc-Flotte wurde gerade von einem neuen Feind in den Schmelztiegel geworfen. Hilfe von der Heimat war nicht mehr möglich.

Nun waren es die Da Havoc, die wußten, daß es ihr Ende war, und die auf ein Wunder hofften.


Diesmal jedoch zeigten die Zaccar keine Gnade mehr für die Besiegten. Einige gezielte Schüsse direkt in die Antriebsbereiche, und die letzten der Übriggebliebenen erhellten das Universum noch einmal kurz mit einem lautlosen Feuerball. Trümmerteile flogen in allen Richtungen davon, zeigten vereinzelt ein letztes Aufglimmen, übergaben sich der Kälte und Einsamkeit des Weltraums. Die Flotte der Da Havoc gab es nicht mehr.

Die neuartige Flotte der Zaccar flog zurück, um Camanthra Aufbauhilfe zu leisten. Ihr Werk war vollbracht, die Vergangenheit gesühnt. Nun wollten sie eine Allianz mit den Caman bilden, um solchen Vorfällen in Zukunft besser gewappnet zu sein.


Zurück ließen sie ein Trümmerfeld, das seinesgleichen sucht.


Auf dem Heimatplaneten der Da Havoc wartete man noch immer auf die offizielle Bestätigung des Sieges über die Caman. Vergeblich.

Was war passiert? Man rechnete nicht mit einem Fehlschlag; nach so vielen Jahren des Kriegs und nun dem „Endschlag“, gegen den die Caman wohl kaum noch etwas ausrichten konnten, war so etwas einfach nicht möglich.

Sollten die Caman etwa Unterstützung von einer ihrer geheimen Quellen erfahren und den Angriff wider Erwarten zurückgeschlagen haben? Oder gab es eine unvorhersehbare Raumkatastrophe, ein Phänomen, das die Flotte der Da Havoc in eine andere Raum-Zeit-Ebene versetzt hatte? Eine neue Waffe der Caman? Oder etwa...?

Spekulationen halfen nichts. Scheinbar waren die Caman wieder zu einer Macht, zu einem ernstzunehmenden Gegner geworden. Und da sich die Flotte der Da Havoc nicht zurückmeldete, mußten die Regierenden des Heimatplaneten wohl oder übel einsehen, daß sie allein waren - verlassen.


Und in dieser Zeit der Ungewißheit faßten sie einen bedeutenden Entschluß. Sie ließen ihre Bevölkerung in den unbewaffneten Gleitern, „Shuttles“ genannt, über die der Planet noch verfügte, evakuieren und ließen ihre Heimat zurück, starteten eine Odyssee in die unendlichen Weiten des Weltalls, um eine neue Heimat zu finden. Diese Heimat sollte weit weg von Camanthra sein, einer Welt des Astra-Spiralarms, genau wie der erste Heimatplanet der Da Havoc. Schließlich fanden sie ihn auch am Rand der Galaxis, etliche Sektoren weit von Camanthra entfernt - im Corda-Arm.


Natürlich mußte die Gegend nach dem Ansiedeln erst einmal erkundet werden. Die Da Havoc stießen zuerst auf zwei sehr kleine Völker, die sich direkt in ihrer Nähe entwickelt hatten. Wieder einmal schlug ihr Prinzip zu Buche, keine anderen Rassen in ihrer direkten Nähe zu dulden. Obwohl die Da Havoc natürlich später hier ihr Revier aufbauten als die beiden bedauernswerten Völker, wurden sie gnadenlos vernichtet. Damals mußte alles, was den Da Havoc in die Quere kam, dran glauben. Doch sie hatten ihre Einstellung inzwischen leicht modifiziert: auf größere Völker traf das weniger zu. Glücklicherweise, muß man sagen, denn einige Jahre später trafen Flottenausläufer auf die Silavi, eine Rasse des Ida-Spiralarms. Und die Silavi waren den Da Havoc technologisch gesehen beinahe ebenbürtig, so wie sie nach dem großen Caman-Da-Havoc-Krieg dastanden. Vor dem Krieg hätten die Da Havoc über die Technik der Silavi wohl gelacht, aber jetzt sah die Sache anders aus.

Auf politisch-diplomatischer Ebene wurden Verträge geschlossen, die auf gegenseitigen Technologieaustausch und Förderung lauteten. Wechselseitig rüsteten sie sich hoch, schufen dabei eine gewisse Abhängigkeit voneinander, vielleicht auch eine beginnende Freundschaft.


Jahrzehnte später war die vereinigte Flotte der Silavi und der Da Havoc wieder so stark wie früher, sogar noch etwas stärker. In der Zwischenzeit hatten die Silavi natürlich von der Vergangenheit der Da Havoc und einer Rasse namens Caman erfahren, die im Astra-Arm lebte. Die Glut der Rache schwelte noch immer in den Herzen der Krieger. Sie wollten es den Caman endlich heimzahlen! Mit den Silavi wurde die Vereinbarung getroffen, im Krieg eine Einheit zu bilden, gemeinsam gegen die Caman vorzugehen und den eigenen Rassen den endgültigen Sieg zu bescheren. Die Flotte stand bereit. Das einzige, was zu denken gab, war der immens lange Weg bis zum Astra-Arm. [Anmerkung: noch keine Subraumschanzen entwickelt!]


Jedoch gingen die Gerüchte, daß die Caman eine Geheimwaffe mit ungeheurer Tragweite entwickelt hätten. Inzwischen hatten sich noch andere Völker entwickelt und betrieben regen interstellaren Handel, trugen nebenbei natürlich auch Gerüchte weiter. Die ganze wiedererstarkte Flotte nützte also nichts? Die Befehlshaber wollten es kaum glauben, hatten sich aber damit abzufinden. Eine gewisse Mutlosigkeit erfaßte sie. Stand das Schicksal nun endgültig auf der Seite des Feindes? Sollten die Da Havoc sich endgültig geschlagen geben?


Die beiden Regierungen der Silavi und der Da Havoc trafen schließlich eine Entscheidung: Sie wollten aufrüsten, nach neuen Technologien, Waffen, Schilden und besseren Antrieben forschen - und nicht (wie früher) den Fehler begehen und einen unüberlegten Angriff auf die Feinde zu starten, sondern etwas vollkommen anderes, sogar Ungewöhnliches, zu tun...

In der Zeit, in der sich die Silavi und die Da Havoc näherkamen, halfen die Zaccar den Caman beim Wiederaufbau des Heimatplaneten. Sie arbeiteten zusammen, um eine gerechte Regierung auf die Beine zu stellen und eine einsatzfähige Flotte zu mobilisieren. Das gegenseitige Verhältnis wuchs und wuchs; man schenkte einander Vertrauen. Die Zaccar und die Caman bildeten eine erste Einheit, schlossen ihre Schiffe zusammen und unternahmen Forschungs- und Wissenschaftsmissionen. Viele neue Völker wurden entdeckt, die sich den Caman und den Zaccar anschlossen. Irgendwann kam es dann so weit, daß der Camanthrische Senat beschloß, eine Art Sternenallianz ins Leben zu rufen. Diese Allianz sollte allen Mitgliedern ihre Freiheit lassen, jedoch Schutz und größtmögliche Vorteile bieten.

Ein paar Jahre später sollte sich dieser „Traum“ tatsächlich realisieren. Sie gründeten eine Vereinigung, genannt „Bund freier Völker“. Dazu wurde eine paradiesische Kolonie der Caman als Hauptsitz ausgerufen. Sie hatten im rechten Bereich des Astra-Arms einen Planeten auf den Koordinaten O06-05 ausgemacht und ihn als zweiten Heimatplaneten sowie als Hauptsitz des Bundes eingesetzt. Jeder Botschafter einer neuen Rasse zeigte sich beeindruckt von der überwältigenden Pracht und Schönheit dieses Planeten, Camanthra II. Sie siedelten an den Gestaden des Cajadenischen Meeres und führten untereinander gute Kontakte. Botschafter, die andere Umgebungen gewohnt waren, konnten auch gerne in die Hafenstadt Radani gehen, die sich unter einem künstlichen Schild eine Klasse-L-Atmosphäre geschaffen hatte. Camanthra II, der wunderschöne, blühende Planet, sollte mit der Zeit zu einer Legende werden.


In der Galaxis herrschte wieder Frieden. Man sah eine glänzende Zukunft vor sich. Die Da Havoc waren besiegt, verschollen, mit den Zaccar bildete man einen starken Machtblock - was sollte noch geschehen?

Und trotzdem... Das Verbleiben der Da Havoc ließ den Herrscherkreisen der Caman wenig Ruhe. Wo mochten sie geblieben sein? Was bereiteten sie vor? Schließlich gab ihnen die Ungewißheit viel Zeit, neue Technologien zu erarbeiten. Die Caman brauchten Gewißheit.

Nur eine kleine Zeit darauf brachen spezielle Forschungsmissionen los in den bislang unerforschten Teil der Galaxis, Corda und Ida. Nach dem vielversprechenden Beginn schlug das Unternehmen jedoch bald in Erfolglosigkeit um. Zwar wurden neue Kulturen entdeckt, doch nicht die gesuchten. Die Da Havoc waren und blieben verschollen...


Nach langen Reisen im interstellaren - interbracchialen [zwischen den Armen] - Raum fand man schließlich doch Hinweise. Es wurde ein kleines Volk entdeckt, das sich selbst Traces nannte, also in ihrer eigenen Hauptsprache „Fluß“. [Anmerkung: Aussprache „Trakess“] Ihre Heimat war Sika, in das es eine Expeditionsstaffel verschlagen hatte, und sie kannten die Da Havoc von einem ungewöhnlichen Zusammentreffen her. Fragen der Flottenbefehlshaber beantworteten sie damit, daß vor etwa 50 Jahren die Da Havoc auftauchten und drohten, die mühsam erbaute Raumstation der Traces, allgemein Cosmic genannt, zu vernichten, es dann aber doch gelassen hatten. Weiterhin meinten die Traces, daß noch ein anderes, bislang unbekanntes Volk die Da Havoc begleitet hätte. Leider machten sie ein Geheimnis aus ihrem Namen. Zusammen mit den Da Havoc verschwanden sie dann durch eine Art „Raumloch“, wie es die Traces nannten. Die Schiffe flogen hinein, wurden immer transparenter und waren schließlich verschwunden. Ganz unspektakulär. Sie hinterließen eine Sonde mit der Nachricht „Wir warten immer noch!“



Die Traces wußten nicht, was sie damit anfangen sollten und waren bis zu diesem Zeitpunkt ratlos. Von den Da Havoc und der unbekannten Rasse hörten sie nie wieder etwas. Auch die Caman und die Zaccar waren etwas verwirrt. Was war das für eine neuartige Technologie? Sie sandten Botschaften an ihre Regierungen mit der Bitte um Aufschlüsselung.

Dort wurde über die neuen Informationen beraten und beschlossen, weiterzuforschen und die Da Havoc um jeden Preis zu finden.


Jahre später - die Flotten hatten immer noch nichts Entscheidendes ergeben - flammten plötzlich überall in der Galaxis große Feuerbälle auf. Die einzelnen Flammen kumulierten, kaskadierten, pulsierten deutlich - und brachen schließlich langsam zusammen, offenbarten mit der Zeit röhrenartige Tore mit einem eigenartig gelbblauen umgebenden Schimmern. Eine Sonde tauchte aus jedem solchen Phänomen in jedem Spiralarm auf und übersandte die Botschaft: „Das D.H.E., Corda-L20-01, weist die Galaxis in ihre Schranken. Wir haben eine Anzahl fester Subraumschanzen installiert, durch die wir die Galaxis untereinander verbunden haben und nun besser kontrollieren können. Fürchtet unsere neue Technologie! Die alten Feinde müssen merken, daß der alte Gleichstand wieder erreicht wurde. An alle Völker: Wir warten immer noch!“


Die Caman schlüsselten die Koordinaten auf und bekamen heraus, was L20-01 bedeuten sollte. Dieses System übernahmen sie dann einfach. Nun, sie hatten letztendlich ihr Ziel erreicht und kannten den neuen Aufenthaltsort der Da Havoc.

Aber sie ließen sich nicht einschüchtern. Der Machtblock mit den Zaccar hielt und würde auch nicht scheitern.


In den letzten paar Stunden hatte sich viel verändert. Plötzlich war die Galaxis verbunden, interbracchiale Entfernungen schrumpften zu kleinen Strecken, und man besaß ein Koordinatensystem. Trotz allem hielt man sich voneinander fern. Die Caman stellten keinen Kontakt zu den Da Havoc her, und umgekehrt verhielt es sich ebenso. Bis auf eine Ausnahme: Die Da Havoc stellten ein einziges Mal in ihrem Namen und im Namen der Silavi die Forderung, daß die Caman entscheiden sollten, wie sie sich den Da Havoc nun nähern - ob der Krieg nun also vorbei war oder weitergehen sollte.

Die Silavi... war das dieses geheimnisvolle zweite Volk?


Es war das Jahr 25.840 S.C.L. Die Caman schickten im Namen der Camanthrischen Sternenallianz die offizielle Erklärung, daß kriegerische Auseinandersetzungen der Vergangenheit angehören sollten. Beide Seiten stimmten dem auch zu, doch das gegenseitige Mißtrauen war noch deutlich spürbar. Anfänglich konnte es noch unter Kontrolle gehalten werden, doch irgendwann kam der Zeitpunkt, wo ein kleiner Tropfen das Faß zum Überlaufen bringen konnte. Die Frage stellte sich nur, ob alle Parteien sich so diszipliniert verhalten konnten, um einer neuen - und womöglich noch schlimmeren Konfrontation - aus dem Wege zu gehen.


Die Situation im Andromeda-Nebel spitzte sich immer mehr zu. Die Caman und die Zaccar rätselten um die geheimnisvolle Rasse, die den Da Havoc im vergangenen Jahrtausend durchweg beste Unterstützung gab. Auf der anderen Seite kochten die Da Havoc vor Rache und Ungeduld - schließlich warteten sie noch immer! Aber auf was? Die Zaccar und die Caman konnten nur spekulieren, wußten es nicht. Sie wurden ungeduldig, fast neugierig. Nun wollten sie es wissen! Andererseits: Ursprünglich war man bedacht, den Frieden zu wahren. Keiner wußte, wie der ehemalige Gegner reagieren würde. Offensichtlich hatte er nicht mehr die frühere offensive Einstellung. War er etwa müde geworden, wollte er sich schonen? Mutlosigkeit? Oder ganz anders: Nur ein Trick?

Niemand konnte es wissen, doch jeder wollte es. So beschloß man, sich mehr dafür zu engagieren, jedoch eine gewisse Distanz zu halten. Dutzende von Forschungstrupps wurden in die gesamte Galaxis entsandt. Nun schien der Zeitpunkt gekommen zu sein.....


Tatsächlich, der vermeintliche Feind reagierte. Es kam zu kleineren Gefechten zwischen Schlachtkreuzern der Da Havoc und Forschungsschiffen der Caman und der Zaccar. Jedesmal kamen die Da Havoc überraschend aus dem Hinterhalt und ergriffen die Initiative. So etwas war man nicht gewohnt. Unberechenbare Manöver von einem früher kriegerischen Volk, das die Worte Ehre, Loyalität und Moral wahrte. Was war geschehen? Die Da Havoc hatten wohl nun endgültig ihre Einstellung geändert. Sie agierten sogar mit einer Art Tarnvorrichtung. Und ständig war da das mysteriöse zweite Volk. Unter solchen Umständen waren die Caman und Zaccar unterlegen, besonders da sie nur Forschungsschiffe im Einsatz hatten.

In unregelmäßigen Abständen vollführte der Gegner weitere Manöver. Was anfangs nur als Einzelfälle angesehen wurde, entpuppte sich mit den Jahren zu einer Gewohnheit. Zwar schien auf den ersten Blick keine Gefahr zu drohen, jedoch konnte und wollte man nicht mehr zurückstehen. Die Frage war nur, wie man sich gegen so etwas zur Wehr setzen sollte.


Es wurden Sitzungen abgehalten, beraten, tausende Vorschläge diskutiert und abgelehnt; man versuchte, einen friedlichen Weg zu finden - hoffnungslos. Anfang 25.978 S.C.L. zog man letztendlich die einzige wirkungsvolle Möglichkeit in Betracht. Eine schwere Entscheidung wurde gefällt; man konnte es den Regierenden förmlich vom Gesicht ablesen. Es mußte nun etwas unternommen werden!


Das Da Havoc Empire und sein alliierter Freund wogen sich in Sicherheit. Natürlich, von den Astra-Völker ging keine Gefahr aus, so dachten sie. Man fühlte sich wieder herrschend. Mächtig wurde sich also gebrüstet. Man wartete einfach ab.


Ende dieses Jahres kam es dann zu dem, was sich so viele Jahrhunderte angekündigt hatte.


Schauplatz war das Pegasus-System im L-Sektor des Corda-Spiralarms (Koordinaten L18-02). So lange Jahre der Provokation gingen nicht reibungslos an den Caman und Zaccar vorbei. Es war nun genug. Fast spielerisch übernahm man die Kolonien des so mächtigen Imperiums der Da Havoc. Doch der Schein trügte. So einfach sollte es doch nicht gehen. Kurze Zeit später stand man sich gegenüber. Auf der einen Seite die Angreifer mit rund 500 Schiffen; auf der anderen Seite der Gegner mit einer etwa gleich starken mobilen Flotte. Ein Krieg stand unmittelbar bevor. Sämtliche Schilde waren oben, die Waffensysteme aktiviert. Wie würde es weitergehen?


Ein Ruf! Ein Schlachtkreuzer - anscheinend das Leitschiff - der Da Havoc rief die camanthrischen und zaccarischen Schiffe: „Aufgepaßt - Enttarnung an Backbordseite!“, so lautete die Anweisung des Flottenoffiziers der Da Havoc. Was geschah? Riesige, mächtig aussehende Schiffe enttarnten sich. Schätzungsweise an die 200. Und erneut ein Ruf: „Das Geheimnis lüftet sich hier und heute. Bündnispartner der Da Havoc sind wir, kommend aus dem Ida-Spiralarm. Selbst nennen wir uns...... Silavi!!“, so hörte man es auf allen Kommunikationskanälen. Es ging aber noch weiter. „Unsere Schiffe sind bereit zum Kampf - eine kleine Kostprobe gefällig?“ so meinte der Silavi-Kommandant.


Und so kam es, wie es kommen mußte. Das Feuer wurde von den Silavi eröffnet, ein weiterer Kampf entfacht. Wer würde aber diesmal gewinnen? Zwar hatten die Da Havoc und Silavi zusammen mehr Schiffe, allerdings verfügten die Caman und Zaccar über wesentlich bessere Waffen.


Ein Gemetzel entwickelte sich. Es war eine Schlacht sondergleichen, die auch in die Annalen einging. Doch nicht, weil sie glorreich oder dergleichen war. Nein, sie endete ebenso schnell wie sie anfing. Von dem einen auf den anderen Zeitpunkt tarnten sich die gesamten Schiffe der Da Havoc und der Silavi. Die Caman und die Zaccar waren erschüttert. Sie hatten keinerlei  Ahnung, wie und warum dies geschah. Eine neue Taktik, die bisher noch unbekannt gewesen war...


In den Minuten der Ungewißheit erreichte ein weiterer Ruf die Caman-/Zaccar-Flotte: „Zieht Euch sofort kommentarlos von unserem Gebiet zurück und laßt Euch nie wieder hier blicken, ansonsten ihr wollt sterben... Und heute ist ein guter Tag zum sterben!“ Fragende Blicke überkamen den Empfänger. Logisch, man wußte nicht, was man davon halten sollte. Schließlich wurde sich zurückgezogen. Alles, was jetzt noch fehlen würde, wäre ein Krieg - so dachte man. Wer würde schon wissen, was erneute Kämpfe einbringen würden?


Einige Jahre später.....


Die Ratlosigkeit war noch stark vorhanden. Niemand konnte erahnen, was der jeweilige Gegner plante. Es war eine angespannte Situation. So kam es auch des öfteren zu einigen kleineren Unstimmigkeiten. So zerstörten die Da Havoc z. B. im Jahre 26.004 S.C.L. die Raumstation Cosmic, da die Zaccar eine Kolonie in der Nähe des Staatsgebietes des Da Havoc Empires gründeten. Doch mit den Jahrhunderten lockerte sich die angespannte Situation. Ein Lichtblick...?


Nach einer Zeit des Mißtrauens auf beiden Seiten ließ man sich in Ruhe. Neue Rassen wie die Kristallinwesen, Kelvaner, Samina und Obmah, die inzwischen dem interstellaren Treiben beigekommen waren, sprachen sich für den neuen Frieden aus. Dem fügten sich die alten Völker.

Fortan breiteten sich die Da Havoc in ihrem neuen Staatsgebiet aus, duldeten jedoch wie vorher keine anderen „Mitbewohner“ ihres Gebiets. Die Silavi setzten ihre diktatorische Politik fort. Die Caman und die Zaccar versuchten, ihre Vision der Zusammengehörigkeit, gegenseitigen Unterstützung und Stärke fortzuführen. Anfang des 29. Jahrtausends Scieclos Cunnar Lombat (S.C.L.) kam es sogar zu ersten diplomatischen Treffen zwischen Botschaftern der vier Parteien. Handelsabkommen wurden geschlossen, die Staatsgrenzen klargemacht und sogar Friedensverträge abgeschlossen. Die Galaxis war vorerst gerettet, trotzdem jedoch konnte alles umschwingen, von einem Moment zum anderen. Vertrauen war noch ein Fremdwort, die Situation angespannt.



Nur die Zukunft konnte zeigen, wie es weiterging.





- Unregelmäßigkeiten in der Ausdrucksweise liegen an den verschiedenen Schreibstilen der beiden Autoren -


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